Es gibt im Web bereits ein reichhaltiges Angebot zu Kurt Tucholsky, und deshalb wäre es sinnlos, gleichsam das Rad neu zu erfinden und mit dem zu konkurrieren, was schon vorhanden ist. Einige Sites sind weiter unten als kommentierte Links aufgeführt.

An dieser Stelle soll in erster Linie der Text Dänische Felder dokumentiert werden, der in der Argumentation von Rechtsextremisten eine gewisse Rolle spielt. Wie so oft, haben die Herren "Wahrheitssucher" auch hier das Original verzerrt und verfälscht, bis es ihrer Agenda entspricht.

Anschließend einige Links zu Tucholskys Satz "Soldaten sind Mörder", der noch vor ein paar Jahren die bundesdeutschen Gerichte beschäftigt hat.

Danach folgen ein paar Kostproben aus Kurt Tucholskys Aphorismen, die er "Schnipsel" genannt hat, zum Abschluss einige Verweise zum Film Schloss Gripsholm.

"Soldaten sind Mörder"

Dieser Satz, den Tucholsky in seinem Beitrag Der bewachte Kriegsschauplatz für die Weltbühne formuliert hat, sorgte nicht nur damals - 1931/1932 -, sondern auch vor wenigen Jahren noch für heftige Auseinandersetzungen. Hier und dort wurde der Satz zitiert, und in einigen Fällen fühlten sich Soldaten und Offiziere der Bundeswehr gemeint und beleidigt.

Der Rechtsstreit ging bis zum Bundesverfassungsgericht, das in seinem Urteil abzuwägen hatte zwischen dem Ehrenschutz der Soldaten einerseits und dem Recht auf freie Meinungsäußerung andererseits. Die Tendenz ging dahin, dass das Recht auf freie Meinungsäußerung höher zu bewerten sei.

Die Urteile wurden heftig und kontrovers diskutiert.

Schnipsel

Kurt Tucholsky wird manchmal als "Meister der kleinen Form" bezeichnet. Zwar sind damit vor allem die kurzen, oft bissig und brillant formulierten Kommentare zur Tagespolitik der Weimarer Republik gemeint, doch auch in seinen Aphorismen erkennt man, dass eine geistreiche Idee nicht immer viele Worte braucht. Hier ist eine unkommentierte, unsortierte und zugegebenermaßen eher willkürliche Auswahl aus Tucholskys "Schnipseln".

Das deutsche Schicksal: vor einem Schalter zu stehen. Das deutsche Ideal: hinter einem Schalter zu sitzen.


Von der Verliebtheit. Von ihr nichts zu bekommen ist immer noch hübscher, als mit einer anderen zu schlafen.


Willst du eine reizende Damenbekanntschaft machen? Vergiss, dich zu rasieren.


Sie sprach so viel, dass ihre Zuhörer davon heiser wurden.


Lungenhaschee ... das sieht aus wie: "Haben Sie das gegessen, oder werden Sie das essen?"


Der schönste Augenblick am Tag ist doch der, wo man morgens unter der Brause hervorkriecht und das Wasser von einem abtropft. Was dann noch kommt, taugt eigentlich nicht mehr viel.


Er kaufte sich eine Hundepeitsche und einen kleinen dazugehörigen Hund.


Wenn man sich entmaterialisieren könnte -: ich wollte wohl einmal Hitlern als Gespenst erscheinen. Aber in welcher Gestalt? Das beste wird sein: als Briefmarke. Es gäbe da manche Möglichkeiten.


Satire hat eine Grenze nach oben: Buddha entzieht sich ihr. Satire hat auch eine Grenze nach unten. In Deutschland etwa die herrschenden faschistischen Mächte. Es lohnt nicht - so tief kann man nicht schießen.


Chaplin hat Hitler um leihweise Hergabe seines Schnurrbarts gebeten. Die Verhandlungen dauern an.


Jede Glorifizierung eines Menschen, der im Kriege getötet worden ist, bedeutet drei Tote im nächsten Krieg.


Wie rasch altern doch die Leute in der SPD -! Wenn sie dreißig sind, sind sie vierzig; wenn sie vierzig sind, sind sie fünfzig, und im Handumdrehn ist der Realpolitiker fertig.


Spengler, dieser Karl May der Philosophie. Er hat keine Heldentaten verrichtet, er hat sie nur prahlend aufgeschrieben. May war übrigens bescheidener und schrieb um eine Spur besser.


Deutschland ist eine anatomische Merkwürdigkeit. Es schreibt mit der Linken und tut mit der Rechten.

Schloss Gripsholm

Gripsholm
Szene aus Gripsholm

Die 2001 veröffentlichte Neuverfilmung des Romans ist keine originalgetreue Umsetzung der literarischen Vorlage. In das Skript sind biographische Elemente aus Tucholskys Leben eingeflossen, die im Roman in dieser Form nicht vorkommen.

Der Film wurde von verschiedenen Kritikern sehr unterschiedlich bewertet; die Spanne reicht von "höchst respektabel" bis "ärgerlich".

Erstaunlich - oder für Kritiker typisch? - ist die Tatsache, dass der eine begeistert lobt, was der andere oberflächlich und misslungen findet.

Das Schlusswort soll der Filmspiegel haben, weil der Kritiker nach einem stellenweise sehr kritischen Urteil mit einer Bemerkung schließt, die meinen eigenen Eindruck recht gut wiedergibt:

Betrachtet man, welche Chancen "Gripsholm" versäumt hat, so mag man fast ärgerlich werden. Sieht man aber, wodurch er sich gegenüber anderen Filmen hervortut, was er (nicht zu tun) wagt, so geht man ermutigt aus dem Kino.
filmspiegel.de

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